Geschichte der Hütten in der Südeifel

Die älteste Eisenverhüttungsstätte nördlich der Alpen liegt in der Eifel, in der Nähe von Hillesheim wurden Reste einer Eisenerzverhüttung aus der Zeit um 550 v. Chr, also dem Beginn der Hallstattzeit, gefunden. Auch südlich der Mosel - im südlichen Teil der Eifel und im Hunsrück - fand bereits in der La-Tène-Zeit (450 v. Cr. bis 0) eine lebhafte Eisenverhüttung statt. Im benachbarten Siegener Land konnten aus vorchristlicher Zeit allein 124 Verhüttungsplätze festgestellt werden.

 

Mit dem Einzug der Römer wurde die Eisenverhüttung weiter entwickelt, zahlreiche römische Verhüttungsstätten zeugen von einer regen Verhüttungstätigkeit in der Eifel. Aus dem frühen Mittelalter liegen keine schriftlichen Quellen über Verhüttungstätigkeiten vor, Erst aus dem Jahre 1130 gibt es eine Überlieferung, und zwar bestätigte damalig der Trierer Erzbischof Poppo dem Abt von St. Marien, auf einem Markt Pflugschar und Pflugmesser einzuziehen.

Die im 14. Jahrhundert erfolgte Verlegung der Verhüttungsstätten von den Höhen und Berghängen in die Flusstäler ist lediglich für die Nachbarregionen, nicht aber in der Eifel belegt. So gab es im Siegerland im Jahre 1350 bereits 36 Hüttenwerke, welche die Wasserkraft nutzten. Für das Schleidener Tal in der Eifel ist dies erst hundert Jahre später, nämlich 1450 belegt.

 

In der Südeifel war der Ort Eisenschmitt bei Himmerod von großer Bedeutung für die Eisenerzeugung. Dort wurde bereits im Jahre 1372 eine Eisenerzeugung erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich Eisenschmitt zum zentralen Ort der Eisenerzeugung in der Südeifel. In der näheren Umgebung  gab es bei Kail bis 1389 ein Hammerwerk, 1398 wurdu in Neuwerk eine Hütte erwähnt, ein Werk an der Bier soll bis 1400 bestanden haben. Auch oberhalb von Eisenschmitt gab es an der Salm einige, vermutlich kleinere Hüttenwerke. 1503 wurde in Eisenschmitt ein neues Werk gegründet. Um 1700 enstand an der Salm die Karls- oder Korneshütte, die im Laufe des 18. Jahrhunderts aber dann zu einer Mühle mutierte.

 

Auf Kurtrierischem Gebiet wurde 1476 in Raskopp nicht weit von Eisenschmitt von Kurtrier eine Eisenhütte errichtet, die bis um 1700 in Betrieb war. Ein Werk mit großer Tradition entstand am Ende des 17. Jahrhunderts in Quint bei Trier, welches bereits in den ersten Jahren bekannt wurde für seine Produktion von gusseisernen Kamin-/Taken und Ofenplatten. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Eisenschmitt betrieben die Quinter Hüttenherren schon zu Beginn des 18. Jahrunderts auch die Eichelhütte. In Ruwer - auf der Südseite der Mosel unweit Trier - entstand  im 17. Jahrhundert ein Werk (um 1654), welches 1764 von den Quinter Hüttenherren übernommen. wurde.

 

1749 wurde in der Herrschaft Malberg die Malberger Hütte in Malberg an der Kyll gegründet, die bis in die zweite Häfte des 19. Jahrhunderts produzierte. Die Zisterzienserabtei Himmerod an der Salm liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Hüttenortes Eisenschmitt. 1701 wurde auf dem Boden der Abtei die Eichelhütte errichtet.

Eisenhütten der Abtei Echternach werden zum einen ab 1661 in Altschmiede bei Bollendorf erwähnt. Zum anderen existierte vermutlich bereits vor 1572 eine Hütte in Weilerbach bei Bollendorf, gesichert ist ihre Existenz allerdings vor 1762 nicht.

 

 Die Produktion von Kamin-/Taken- und Ofenplatten ist in den Hütten in Eisenschmitt (seit 1373), Raskopp  (seit 1476), Quint (seit 1683), Malberg (seit 1749), Eichelhütte (seit 1701) und Weilerbach (ab 1776) belegt.

Eisenhüttenwerke im Saarland und der Südeifel im 18. Jahrhundert

o Eisenhüttenwerke, blau und rot: Eisenhüttenwerke mit Plattenguss

 

 

Schrifttum:

Kartenauszug aus Driesch 1990, ergänzt um die Markierung der Hüttenwerke mit belegter Gussplattenproduktion

Quint

 

Quint liegt einige Kilometer moselabwärts von Trier

1683 pachteten François Pidolle geboren in Hayange bei Thionville und sein Compagnon Jean de Thière eine Gerberei auf Klostergrund am Quintenbach. Im selben Jahr  genehmigte die Abtei Himmerod die Umwandlung dieser Gerberei in eine Eisenhütte. Innerhalb weniger Jahre bauten sie das Gebäude zu einer Eisenschmelze mit Gießerei und Hammer aus. Schon 1687 war Franz Pidolle Hüttenmeister in Ehrang. Eine erste Takenplatte, datiert 1701, belegt den Betrieb der Hütte. 1702 ließen sich Franz Pidolle und Jean de Thière vom Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck den Bau einer Eisenschmelze wohl nachträglich genehmigen. Schon 1714 beschäftigte der Hüttenherr mehr als 200 Arbeiter. Seine Verdienste um das Wirtschaftsleben in Eifel und Hunsrück würdigte der Kaiser, als er am 18. 5. 1714 den Hüttenherrn in den Adelsstand erhob. Als von Pidoll von Quintenbach baute der Eisenfachmann in den kommenden Jahren konsequent seine Stellung in der Südeifel aus. Schon 1704 erwarb er die Eichelhütte bei Himmerod. Seine Nachkommen erwarben 1766 das Werk Wenzelhausen und 1777 die Hütte Malberg bei Kyllburg. Und 1764 pachtet  Franz Josef von Pidoll ein Eisenwerk an der Ruwer von Lambert Joseph de Marchand, Herr von Ansemburg und Septfontaine. Um ihren Erznachschub, den sie aus der Gegend von Zemmer bezogen, noch besser abzusichern, ließ sich die Familie 1748 mit den Erzminen bei Bernkastel belehnen. Seinen zunehmenden Wohlstand hatte Franz von Pidoll 1735 mit dem Bau eines Schlosses in Quint, neben der Hütte, sowie mit Ankauf diverser Ländereien in der Umgebung dokumentiert. Franz von Pidoll von Quintenbach starb 1745; seine Ehefrau war schon 1738 verstorben. Die Familie Pidoll stammte aus Lothringen. Der Großvater von Franz Pidoll hieß Simon Pidoll und war vor 1600 geboren.  Er war verheiratet mit Barbe Sellier und bekleidete das Amt des Bürgermeister von Richemont, südlich von Thionville. Dessen Sohn Dominique, verheiratet mit Anne Catherine Schauss, war von 1657 bis 1679 Bürgermeister von Hayange. Hayange verfügt damals über mindestens zwei Eisenhüttenwerke. Anzunehmen ist, dass ihr 1665 geborener Sohn François seine späteren Kenntnisse in der Eisenverhüttung dort erworben hat. Jedenfalls verließ François Pidolle seine Heimat und fand am Südrand der Eifel eine günstige Gelegenheit seine beruflichen Fähigkeiten zu entfalten. Am 10. 2. 1687 heiratet er in Thionville Jeanne Hélène de Thière, Tochter des Handelsmanns Pierre de Thière und der Marie Lauer aus Malmédy. Nach dem Tode Franz von Pidolls übernahm sein zweiter Sohn Franz Gottfried die Geschäfte. Franz Gottfried, geboren am  15. 5. 1689 in Ehrang, verheiratet 1725 mit Anne-Louise Guichard, Tochter des königlichen Notars Louis Bertrand Guichard aus Metz, verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Eichelhütte. Nach dessen Tod 1762 folgte ihm Ludwig von Pidoll in der Firmenleitung nach. Er verstarb 1812. 1790 war das Hüttenimperium in großen finanziellen Nöten, auch war der bauliche Zustand der Gebäude nicht vom Besten. Die Produktion ruhte. Um 1800 kauft die Familie Limburg die Gebäude in Quint und renoviert sie. Die Produktion wurde wieder  aufgenommen, vor allem fürs Militär. 1810 war Charles François de Wendel aus Hayange Eigner der Hütte, die er 1827 der Familie Krämer aus St. Ingbert weiterverkaufte. Die Gebrüder Krämer kauften nach und nach andere Eifeler Hütten. Das Roheisen wurde dort gegossen, und in Quint wurde es verarbeitet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hauptsächlich Eisenbahnschienen hergestellt. 1878 wurde die Gewerkschaft Quint gegründet, die 1912 von der belgische Société Anonyme d`Ougrée Marhage, als neue Besitzerin der Quinter Hütte, abgelöst wurde. Das Aus für die Hütte Quint kam 1972.

 

 

(Quellen 16 und 17)

Eisenschmitt

 

1372 findet eine Eisenschmiede am Bach Salm Erwähnung. Sie befand sich in gemeinsamen Besitz der  Herren von Manderscheid und von Malberg/Kyll. Das Gebiet, wo diese Schmiede stand, gehörte sowohl der Abtei Himmerod, als auch den Herren von Manderscheid-Kail und den Herren von Malberg, Letztere als Inhaber der Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld. 1378 besaßen die Manderscheider die Schmiede allein. Die von Malberg beabsichtigten eine neue Schmiede zu errichten. Alle drei Grundherren verpachteten die Erzvorkommen und die Wälder an ansässige oder ansiedlungswillige Hüttenarbeiter. Als genossenschaftlich organisierte Pachtgemeinschaft betrieben diese die Eisenschmiede. Das dabei entstandene Dorf Eisenschmitt gehörte zur Grafschaft bzw. zum Herzogtum Luxemburg. 1433 wird der „Oberste Hammer“ genannt. Und Ende des 15. Jahrhundert wurde die Dorfentwicklung mit der Errichtung einer Kapelle abgeschlossen. Was die Grundherrschaften anbetraf, so wurden sie verkauft, verpfändet, zurückgekauft und Pfandschaften eingelöst. Demnach findet man 1392 den Erzbischof von Trier als Besitzer der Schmiede. 1465 kauften die Manderscheider ihren ehemaligen Teil an Eisenschmitt wieder zurück. Ähnliches geschieht bei den Herren von Malberg. Eine totale Übernahme der Eisenhütte durch Graf Joachim v. Manderscheid-Blankenheim-Schleiden-Neuerburg, der 1581 den Malberg`schen Anteil erworben hatte, scheiterte an der Bezahlung des Kaufpreises. Zwei Jahre vorher hatte Christoph von Malberg-Adicht-Hauteville (Adicht ist möglichweise eine Ableitung von Audun le Tiche) seinen Anteil an der Eisenschmiede in der Herrschaft Bettenfeld und Meerfeld auf 6 Jahre verpachtet. 1627 ist eine Freifrau von Chambley als Erbin der Malberg im Teilbesitz der Schmiede. Dabei handelt es sich um Gabrielle d`Ardres, verheiratet mit Charles d`Haraucourt, seigneur de Chambley. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts stabilisierten sich die Besitzverhältnisse. Die Schmiede exportiert ihre Erzeugnisse hauptsächlich nach Mainz, Köln und Düren, aber auch nach Trier und zu den umliegenden Burganlagen. Das Sortiment umfasste Stabeisen, Öfen, Takenplatten, Kessel und Eisentöpfe. Zu Anfang des 30jährigen Krieg scheint man die Produktion noch weiterbetrieben zu haben. Dann holte der Krieg aus diese Hütte ein. Vor 1658 wird sie als zerstört beschrieben. Danach war sie  in Betrieb um erneut 1660 zeitweise stillzustehen. 1670 wurde ein neues Werk in Betrieb genommen. Zwischen 1678 und 1681 kaufen die Brüder Johann Christoph und Johann Werner von Veyder die Herrschaft Malberg, mit Schloss, von Florimond d`Ardres und den Herren von Criechingen. Florimond d`Ardres, Herr von Malberg,  war der Sohn von François d`Ardres und seiner Ehefrau Katharina von Malberg. Katharina von Malberg ihrerseits war auch Miteigentümerin der Herrschaft Audun-le-Tiche und damit der Eisenhütte in Villerupt. (Siehe Villerupt) Florimond und Gabrielle d`Ardres, verheiratet d`Haraucourt, waren Geschwister. Die von Veydern nannten sich nach der Erwerbung der Herrschaft „von Malberg-Veyder“. 1701 entstand, einige Kilometer von Eisenschmitt entfernt, die Eichelhütte. Sie lag auf Himmeroder Grund und wurde von Johann Jakob Minden gegründet, der sie 1706 an die Familie Pidoll verkaufte. Die Eichelhütte arbeitete bis 1868. 1700 wurde zudem die kleinere Corneshütte errichtet, so, dass drei Hütten nebeneinander im Salmtal betrieben wurden. Zudem gründeten die Herren von Malberg-Veyder 1747 in Kyllburg ihre eigene Hütte. Für Eisenschmitt und die Corneshütte kam das Aus im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, als die Hütten an Ruhr und Saar mit Kohlebetrieb günstiger produzierten.

 

 

 

(Quelle Internet)

Literatur

 1) Palasi Philippe: Plaques de cheminées héraldiques, Paris 2014

 2) Petto Walter : Zur Geschichte der Eisenindustrie im Schwarzwälder Hochwald und ihrer Unternehmerfamilien von ihren Anfängen bis 1870,
    Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, Saarbrücken 1970

 3) Schmitt Erich: Kamin-, Ofen- und Takenplatten, Düsseldorf 1967

 4) Hasslacher Franz: Beiträge zur älteren Geschichte des Eisenhüttenwesens im Saargebiete, Berlin 1896

 5) Weyhmann Alfred: Geschichte der älteren lothringischen Eisen-Industrie, Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und  
     Altertumskunde, Metz 1905

 6) Aciéries de Longwy 1880-1930, o.J. und o. O.

 7) Florange Jules: Aperçu historique sur Apach et ses forges, Paris 1910

 8) Rauguth N. Ph.: Das Eisenwerk in „Stadt Neunkirchen (Saar)“, Neunkirchen 1955

 9) Hiegel Henri: Die Eisenindustrie in der deutschen Ballei Lothringens von 1600 bis 1631, in Saarbrücker Hefte Nr. 13, Saarbrücken 1961

 10) Kloeverkorn Fritz: 200 Jahre Halberghütte 1756-1956, Saarbrücken 1956

 11) van Ham Hermann: Beiträge zur Geschichte der Aktiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke 1685-1935, Saarlautern (Saarlouis) o. J.

 12) Walbock Louis-Gilbert: Monographie d`une usine lorraine, Mouterhouse depuis 1614 jusqu`à 1900, in Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische
      Geschichte und Altertumskunde, Metz 1907

 13) Grégoire Paul-Christian: L`Abbay d`Orval à l`aube de la sidérurgie industrielle, Pays Lorrain, 1987

 14) Annale des Mines, Paris 1920

 15) D`Huart Emmanuel : Notice sur les anciennes forges de Gustal et sur celles de Hayange, Mémoire de l`academie royale de Metz, 1845

 16) Nicolay Xavier-Pierre: Histoire d`Hayange, Hayange 1937-51

 17) Neu Peter : Eisenindustrie in der Eifel, Köln 1988

 18) Schuler Herbert: Fischbach 1728-1978, Dudweiler 1978

 19) Revue des  Sociétés des Savantes, Paris1867

 20) Das Reichsland Elsass-Lothringen, Strassburg 1901-1903

 21) Lancelot Antoine: Inventaire des archives ducales de Lorraine réalisé à l`intention du roi de France

 22) Mémoire de la société des lettres, sciences et arts de Bar le Duc, Bar le Duc, 1914-1917

 23) Calmet Augustin : Notice de la Lorraine, 2. Auflage bei Mme. George, Luneville 1840

 24) de Saint Allais, M. : Nobiliaire universel de France, Paris 1876

 25) Briot Pierre : Les Forges de Commercy de 1706 à 1895, Commercy 2006

 26) Schmitt erich : Pfälzische Ofenplatten, 1968 o. O.

 27) Grünewald Chr.: Beschreibung von Rheinbaiern, Kaiserslautern 1833