Der größte Teil der in der Sammlung enthaltenen lothringischen Gussplatten kann keiner bestimmten Hütte in Lothringen zugeordnet werden, zu dünn ist hier Forschungsstand. Es sind lediglich drei Werke eindeutig als Produzenten von Kamin-/Taken und Ofenplatten auszumachen.
Zum einen ist dies die im Südenwesten Lothringens gelegene Hütte in Cousance-les-forges im Département Meuse, etwa 100 km westlich von Nancy. Zum anderen sind dies die Hütten Hayange bei Thionville im Département Moselle und weiter nördlich im Département Meurthe-et-Moselle das Werk in Villerupt. Alle drei Eisenhütten waren bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Betrieb.
Gussplatten aus der Produktion dieser Werke sind entweder an Hand einer Signierung mit dem Hüttennamen bzw. des Hüttenpächters oder durch eindeutige stilistische Merkmale zuzuordnen.
Signierungen und Stilelemente der Hütte Villerupt am Ende des 17. Jahrhunderts
Bild 1 gibt einen Überblick über einige Kamin-/Takenplatten, die eindeutig der Hütte Villerupt zuzuordnen sind. Im ausgehenden 17. Jahrundert sind
folgende Signierungen bekannt:
D LE HVSSON MA ES DE FORGE DE VILLER 1688
M. BEGVINET. ANNE HVSSON SON F: MS DE FR A VILLERV XI 1680
D LE A C HVSSON MSE DE FORGE 1688
Im beginnenden 18. Jahrhundert treten folgende Signierungen auf:
CLAVDE VAVTRIN M DE FOR D VILLERV 1709
CLAVDE VN MR DE F D VR 1709
Neben diesen Signierungen existieren für die Hütte charakteristische Rand- und Zierleisten, die das Bildmotiv umrahmen, und zur Lokalisierung der Platten genutzt werden können (Bild 1).
Es ist bemerkenswert, dass beispielsweise die Randleiste 1 (charakteristische Riffelung mit einem gefächerten Blatt an den Enden) über einen Zeitraum von 100 Jahren benutzt wurde. Sie trat bereits 1603 gemeinsam mit der Randleiste 2 auf und ist dann für die Jahre 1680, 1688 und nach 1699 belegt. Die Zierleiste (ein verdrehter Stab) in Bild 1 tritt ab 1688 auf.
span. Niederlande, Philipp III.,dat. 1603 spanische Niederlande, Philipp III., dat. 1608
Familie Husson, dat. 1688 St. Martin, dat 1680 Phönix, um 1688
Rarecourt, ab 1699 Frankreich/Navarra, um 1688 Frankreich/Navarra, dat. 1688
Randleiste 1 1603 - 1699
Randleiste 2 seit 1603
Zierleiste ab 1688
Bild 1: Kamin- und Takenplatten der Hütte Villerupt mit charakteristischen Rand- und Zierleisten seit dem 17. Jahrhundert
Weitere Stilelemente im 16. Jahrhundert
Bild 2 zeigt Kamin-/Takenplatten aus dem 16. Jahrhundert. In diesem Jahrhundert zeigen viele Platten einen charakteristisch gekettelten - das
Bildmotiv umgebenden - Rahmen.
Claude de Valhey/Adam und Eva, 1572 Lothringen, vor 1545 Lothringen Karl III., 1545-1608
Randleiste seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts
Bild 2: Kamin-/Takenplatten mit charakteristischer Randleiste im 16. Jahrhundert
Stilelemente der Hütte Cousance im 16./17. Jahrhundert
Im ausgehenden 16. Jahrhundert und dem 17. Jahrhundert zeigen Kaminplatten der Hütte Cousance die charakteristische 6-eckige Form mit verschiedenen charakteristischen Stilelementen (Bild 3).
Mitte 16. Jahrhundert
Frankreich, dat.
1610
Bild 3: Kaminplatten der Hütte Cousance im ausgehenden 16. Jahrhundert und 17. Jahrhundert
Im 16./17. Jahrhundert finden sich viele Platten, die denen in Bild 5 sehr ähnlich sind (Bild 4).
Frankreich/Navarra, ab 1572 Amor, ca. 1585
Bild 4: Kaminplatten des 16./17. Jahrhunderts
Stilelemente und Signierungen der Hütte Hayange in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Die "Mythologische Serie" der Hütte Hayange
Die spektakulären Funde bei den Ausgrabungen in Pompeji im Jahre 1748 führte insbesondere im französischen Einflussbereich zu der neuen Stilrichtung Louis-seize. In einem Brief vom 6. April 1957 an Louis-Francois-Armand von Vignerod du Plessis, Herzog von Richelieu, Marschall von Frankreich schrieb der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire: "dass die großen Männer der Antike dem in Versailles zu sehenden Heldentum in nichts nachstehen".
In einem literarischem Kommentar von 1763 bemerkt Friedrich Melchior Baron von Grimm, deutscher Schriftsteller, Journalist, Theater- und Musikkritiker und Diplomat in Paris, dass "die Mode der antiken Formen eine derart große Verbreitung gefundne hat, dass nun alles mit dem neuen griechsichen Stile gefertigt wird".
Der damalige Eigentümer der Hütte Hayange, Jean Charles de Wendel (geb. 1708, gest. 1784), griff die Begeisterung der Bevölkerung auf und ließ die berühmte "Mythologische Serie" am Kamin- und Takenplatten fertigen. Im Schloss von Hayange werden heute noch 27 Modeln dieser Serie aufbewahrt.
An den Modeln haben mehrere Künstler gearbeitet, unter ihren Werken - so berichtet die Revue-Lorraine 1977 - finden sich wahre Meisterwerke, welche die antike Schönheit widerspiegeln. Leider sind die Namen der lothringischen Künstler nicht überliefert. Ein Künstler hat seine Werke nummeriert, ein kleines Schild in der oberen rechten Ecke des Models trägt eine Nummerierung.
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 6 Nr. 9
Einige der nummerierte Platten aus der Model-Serie der Hütte Hayange
in BEARBEITUNG
Wir folgen einer Liste mythologischer Aufzeichnungen, die den gleichen Stil haben, von denen wir den Hersteller jedoch nicht kennen. Sie könnten aus Hayange stammen, da nicht alle Modelle zu uns gekommen sind. Als Beispiel werden wir den schönen Platte zitieren, der an die Hochzeit von Charles de Wendel mit Marguerite d'hausen erinnert, die wir in den Ruinen des Château de Brieux in Maizieres fotografiert haben. Er wurde an die Casse Fonte ...
Die Platten von Hayange reproduzieren getreu die charakteristischen Merkmale zeitgenössischer Ästhetik. Die Rahmen wurden gerade und die Konturen, die von den üppigen Verzierungen der Torheiten der Regence und von Louis XV verwoben wurden, werden aufgegeben. Der Rocaille hat aufgehört zu gefallen